5:30 Uhr an einem Samstagmorgen. -2°C Außentemperatur, eh nicht so schlimm. Das Thema der ersten Woche der „Dogwood Photography Challenge“ stand an. Ein Portrait machen, ohne das Gesicht zu zeigen. Die Idee eine Doppelbelichtung anzufertigen, kam mir beim zweiten oder dritten Anlauf. Doch neben der Silhouette, wollte ich etwas Spannenderes schaffen als einfach die Skyline von Wien aus meinem Fenster abzuknipsen.

Peter McKinnon ist Schuld

Einige kennen vielleicht den YouTuber und Fotografen aus Kanada. Von ihm hatte ich kurz vorher ein Video gesehen, in dem er behauptet, dass es erfrischend und wahnsinnig toll sei früh aufzustehen und in den ersten Sonnenstrahlen DAS Foto aufzunehmen, das man sich vorgestellt hat. Einmal Blut geleckt kriegt man davon nicht mehr genug! #spoiler – Bullshit.

Teil der Foto-Challenge-Aufgabe war es, etwas darzustellen, was den eigenen Charakter irgendwie wiederspiegelt. Und ich wollte auch nicht einfach auf billig einfach die Aussicht aus meinem Fenster aufnehmen. Von daher war für mich ziemlich schnell klar, dass ich zu dieser Stelle ans Donauufer wollte. Möglichst bei orange-rot-gelben-Licht, was so nur am Morgen vorkommt. Wasser, Licht in der richtigen Farbe, Bötchen. Alles was man so mag in einem Bild. Bekommt man so nur zu einer unchristlichen Uhrzeit, aber was solls, Pete meinte ja es fühlt sich geil an.

First things first

Das wichtigste zuerst: nehmt für so einen „Stunt“ Wärmekissen mit. Die die man knicken kann und die dann warm werden. Ihr steht für solche Bilder echt lang rum und plötzlich werden aus -2°C gefühlt -20°C. Einen Kaffee könnt ihr euch auch danach gönnen, ansonsten muss man nur unnötig pinkeln. Und mit steifgefrorenen Fingern, lässt sich ein Filter echt kacke anbringen.

Der Wintersonnenaufgang

Die Stelle am Donauufer war mir bereits bekannt. Das ist wichtig, ihr wollt schließlich nicht im Dunkel erst eure Location suchen. Ich hab gehofft, dass die Sonne in ungefähr dieser Position aufgeht, besser hätte ich sie nur vom anderen Ufer aus erwischt, dann aber ohne die Bötchen und die waren mir wichtiger.

Wenn die Dämmerung langsam beginnt reicht ein 8x ND-Filter aus. Ich war kurz vor 7:00 Uhr vor Ort und bereit, allerdings ändern sich die Lichtverhältnisse. D.h. ich musste sehr bald auf den 64x Filter wechseln. Meine Idee war es, bei einer möglichst geschlossenen Blende f16 und zwischen 15-20s Belichtungszeit zu bleiben. So hab ich eine große Tiefenschärfe und schön weiches Wasser, auch bei stärkeren Wellen. Je nachdem ob eure Kamera mit den Filtern klar kommt oder nicht, muss der Fokuspunkt vor dem Anschrauben definiert werden. Danach das Abschalten des Autofokus nicht vergessen.

Noch ein Tipp, euer Stativ sollte möglichst stabil sein. Vermeidet eines mit Mittelsäule oder fahrt diese möglichst nicht aus. Wenn nötig beschwert das Stativ um Vibrationen zu verringern. Stellt die Spiegelvorauslösung eurer Kamera an und stellt eine Wartezeit von wenigstens 2 Sekunden ein. Also zwischen Spiegelschlag und Belichtung. Und benutzt entweder einen Fernauslöser, oder den Selbstauslöser eurer Kamera. Je weniger ihr sie berührt desto besser.

Fazit

Mag ich meine Bilder von diesem Morgen? Definitiv ja. Würde ich es bald wieder tun? Definitiv jein. Nicht nur wegen der Rückenschmerzen des Todes hinterher. Die Lichtstimmung ist am Morgen einzigartig und die Uhrzeit garantiert ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Wer kriecht schon um kurz nach Sechs in Wien rum um mit seiner Kamera irgendwas einzufangen? Die Wenigsten. Aber ich bin sowas von kein Morgenmensch. D.h. das nächste Mal wird es erst geben, wenn ich wieder Urlaub habe und ein paar Tage ausschlafen kann.

Ich hoffe der Artikel hat euch gefallen und meine Erfahrung war euch eine Hilfe. Ich bin gespannt, für was ihr schon in aller Frühe aufgestanden seid, um DEN einen Schnappschuss zu bekommen. Schreibts mir doch in die Kommentare.